Bernstein-Gala mit Camilla Nylund
Hintergrund
Der erste Teil des Konzerts ist drei großen Komponisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewidmet.
In La création du monde op. 81 aus dem Jahre 1923, komponiert kurz nach seiner USA-Reise, hat Darius Milhaud mehr als die meisten „klassischen“ Zeitgenossen Elemente des Jazz in seine Musik integriert. Das Ballett beruft sich auf afrikanische Mythen und stammt von Blaise Cendrars.
Alexander von Zemlinskys Vertonung von Eichendorffs Waldgespräch (1896) zeigt ihn als vollendeten Dramatiker, der aus der Geschichte der romantischen Traumgestalt Loreley ein packendes Miniaturdrama formt. Erich Wolfgang Korngold, einer der großen musikalischen Visionäre Wiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts, lässt in seinen Sechs einfachen Liedern op. 9 (1911) einen jugendlich-schwärmerischen Träumer hören, der aufkeimende Liebesgefühle in kunstvolle Melodien zu gießen versteht. Traum und Wirklichkeit verschwimmen schließlich vollkommen in Korngolds bekanntester Oper „Die tote Stadt“ (1920), Pauls verstorbene Frau Marie tritt als neue Figur Marietta wieder in Erscheinung, der Verwitwete kann zwischen Vision und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden. Glück, das mir verblieb ist der große musikalische und dramaturgische Höhepunkt der Oper.
So unterschiedlich das Schaffen eines Darius Milhaud, Alexander von Zemlinsky und eines Erich Wolfgang Korngold erscheinen mag, eines ist allen Komponisten gemeinsam: auf Grund ihrer jüdischen Abstammung und der drohenden Verfolgung durch das unmenschliche nationalsozialistische Regime mit seiner Rassenideologie mussten sie mit ihren Familien von Europa in die Vereinigten Staaten emigrieren.
Leonard Bernstein war zweifellos einer der schillerndsten, vielseitigsten und prägendsten Protagonisten in der Musikwelt des 20. Jahrhunderts. Er ist ein Unikum in der Musikgeschichte, da er als begnadeter Dirigent und Pianist maßgebliche Interpretationsgeschichte geschrieben hat (Mahler, Schumann, Beethoven…) gleichzeitig aber auch einer der bedeutendsten Komponisten des vergangenen Jahrhunderts war. Seinem unglaublich breiten Repertoire wollen wir im zweiten Teil unseres Konzerts Rechnung tragen. Immerhin streifen wir neben der Jazz-Apotheose Prelude, Fugue and Riffs die musiktheatralischen Werke Westsidestory, 1600 Pennsylvania Avenue, Songfest, On the town und Candide! Dazwischen setzen wir die selten gespielte Orchesterfassung eines intimen Bernstein-Lieds von Sid Ramin, dem Instrumentator der Westsidestory.
Ganz besonders freuen wir uns über die Zusammenarbeit mit Camilla Nylund, der legendären Wagner- und Straussinterpretin, die auf allen großen Bühnen der Welt Triumphe feiert. Sie ist auch eine grandiose Marietta in Korngolds „Die tote Stadt“. Erstmals wimdet sie sich hier dem Liedschaffen Zemlinskys und Korngolds und bringt die großen Sopranwerke Leonard Bernsteins zur Aufführung.
Programm
Darius Milhaud
La creation du monde op. 81 (1923)
Alexander von Zemlinsky
Waldgespräch (1895/96)
Erich Wolfgang Korngold
Sechs einfache Lieder op. 9 (1911)
daraus: Schneeglöckchen, Ständchen, Liebesbriefchen, Sommer
Glück, das mir verblieb aus „Die tote Stadt“ (1920)
Leonard Bernstein
Prelude, Fugue and Riffs (1949)
für Klarinette und Jazzorchester
A boy like that und I have a love aus „Westsidestory“ (1957)
Take care of this house aus „1600 Pennsylvania Avenue“ (1976)
Silhouette (Galilee) (orch. von Sid Ramin) (1951)
Three Dance Episodes from „On the Town“ (1944)
A Julia de Burgos aus „Songfest“ (1977)
Glitter and be gay aus „Candide“ (1956)
Hörproben
1 | Three Dance Episodes aus „On the town“ (Live-Mitschnitt) Leonard Bernstein |
0:52 | |
2 | La Création du monde (Live-Mitschnitt) Darius Milhaud |
1:21 | |
3 | Prelude, Fugue and Riffs (Live-Mitschnitt) Leonard Bernstein |
1:47 |