Die sieben Todsünden

Hintergrund

Das Konzertprogramm stellt Kompositionen jüdischer Komponisten zusammen, die – wenn auch unterschiedlich – aber doch stark spirituell inspiriert sind.

Der erste Teil des Konzerts widmet sich zwei außergewöhnlichen Ballettmusiken der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

In La création du monde op. 81 aus dem Jahre 1923, komponiert kurz nach seiner USA-Reise, hat Darius Milhaud mehr als die meisten „klassischen“ Zeitgenossen Elemente des Jazz in seine Musik integriert. Das Ballett beruft sich auf afrikanische Mythen und stammt von Blaise Cendrars.

Zehn Jahre später entstand das sogenannte Ballet Chanté Die sieben Todsünden. Es handelt sich um ein gesungenes Ballett mit einem Text von Bertold Brecht und der Musik von Kurt Weill.

Das Werk entstand in Paris, wohin sowohl Weill als auch Brecht auf der Flucht vor den Nationalsozialisten geflohen waren. Das Bühnenwerk, das für die von George Balanchine gegründete Gruppe Les Ballets konzipiert wurde, sollte die letzte Zusammenarbeit der beiden Künstler werden.

In Die sieben Todsünden der Kleinbürger, so der eigentliche Titel, führte Weill die schon in den gemeinsamen Werken zuvor verfeinerte Stilsynthese aus Elementen klassischer Opernmusik und der Unterhaltungsmusik der 1920er-Jahre wie Tango, Foxtrott, Polka fort.

Es entstand ein Werk in sieben Bildern, die von der thematischen Klammer eines Prologs und Epilogs eingerahmt werden, das sich anhand der Aufsteiger-Geschichte einer jungen amerikanischen Frau namens Anna als beißende Gesellschaftskritik an den modernen Auswüchsen des Kapitalismus herausstellt.

1942 komponierte Leonard Bernstein seine erste Symphonie mit dem Titel „Jeremiah“, die er in letzter Minute für einen Kompositionswettbewerb des New England Conservatory einreichte.

Das Werk in drei Sätzen handelt von der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier und basiert auf den Klageliedern Jeremias der hebräischen Bibel: Prophecy (Weissagung), Profanation (Entweihung), Lamentation (Klage). Im dritten Satz tritt zum Orchester ein Mezzosopran hinzu. Gleich einer Priesterin beklagt die Sängerin die Zerstörung des Tempels in Jerusalem. Die starken inhaltlichen Bezüge zur Entstehungszeit des Werks beschreibt Bernstein einmal so: "Ich schreibe immer das gleiche Stück, wie es alle Komponisten tun. Das Werk, das ich mein ganzes Leben lang geschrieben habe, handelt vom Kampf, der aus der Krise unseres Jahrhunderts geboren wurde, einer Krise des Glaubens… Wie könnte ich die Augen vor den Problemen meines eigenen Volkes verschließen? Ich würde alles, was ich habe, dafür geben, dem Faschismus den Todesstoß zu versetzen.“

Programm

Darius Milhaud
La creation du monde op. 81 (1923)

Kurt Weill
Die sieben Todsünden (1933)
Solisten: KS Angelika Kirchschlager, Paul Schweinester, Franz Gürtelschmied, Christoph Filler, Sorin Coliban

Leonard Bernstein
Symphonie No. 1 „Jeremiah“ (1942)
Solistin: KS Angelika Kirchschlager