Die glückliche Hand

Musical Avantgarde around 1920

Background

Genau 100 Jahre nach der Uraufführung von Die glückliche Hand am 24. Oktober 1924 ist das besonders sinnfällig, weil Schönbergs völlig in Vergessenheit geratene Kurzoper auf dramatischen persönlichen Erlebnissen beruht, die sich während seines Aufenthalts am Traunsee abgespielt haben. Das Projekt schließt auch eine Kooperation mit den Salzburger Festspielen (Fest zur Festspieleröffnung) mit ein, wo das Programm am 20. Juli 2024 im Mozarteum Salzburg dargeboten wird. Solist in Schönbergs „Die glückliche Hand“ und Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ ist der junge österreichische Bariton Christoph Filler. Die anderen Gesangsparts in Schönbergs Kurzoper werden vom Ensemble Interpunkt (Leitung: Michael Schneider) dargeboten. Dramaturgische Beraterin des Projekts ist Dr. Marie-Theres Arnbom, die auch die Einführungsvorträge vor den Konzerten gestalten wird.
Sowohl Arnold Schönberg als auch Erwin Schulhoff wurden aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und ihres fortschrittlichen und expressionistischen Musikstils von den Nazis verfemt und verfolgt. Schönberg emigrierte 1933 über Paris in die USA. Schulhoff verstarb 1942 in Lagerhaft an Tuberkulose.

Die glückliche Hand gilt ebenso als „beispielhaftes Werk des musikalischen Expressionismus“ (Egon Wellesz). Er komponierte es zwischen 1911 und 1913 und verarbeitet darin die tragischen Ereignisse rund um den Maler Richard Gerstl, der mit Schönbergs Frau Mathilde (geborene Zemlinsky) eine Affäre begonnen hatte. Nachdem diese die Liaison schließlich beendete, nahm sich Gerstl das Leben. Schönberg schrieb selbst das Libretto und orientierte sich dabei an „Strindbergs Stationentechnik als Dramenform des Einzelnen, dessen Weg durch eine entfremdete Welt er anstelle zwischenmenschlicher Handlungen zu gestalten sucht.“ Die Orchesterpolyphonie ist stark von der kurz davor entstandenen Oper Erwartung geprägt, die avanciert eingesetzte Sprechstimmentechnik von seinem Pierrot lunaire.
Den Anfang des Programms macht aber Arnold Schönbergs Kammersymphonie No. 1 in E-Dur. Dieses ausdrucksstarke und formal stringente Werk gilt als Paradebeispiel des Wiener Expressionismus und steht an der Schwelle zwischen spätromantischer stark erweiterter Tonalität und dem Übergang zur freien Atonalität. Es war auch Teil des legendär gewordenen Skandalkonzerts („Watschenkonzert“) 1913 im Wiener Musikverein, bei dem es zu tumultartigen Ausschreitungen zwischen Befürwortern und Gegnern der damals jungen „Zweiten Wiener Schule“ kam.
Die genaue Entstehungszeit der Lieder eines fahrenden Gesellen ist kaum eindeutig zu bestimmen, vermutlich aber hat sie Mahler, während seiner Tätigkeit in Kassel zwischen Ende 1883 und Anfang 1885 komponiert. Zu dieser Zeit ging der vierzehn Jahre jüngere Schönberg noch zur Schule und unternahm gerade seine ersten Kompositionsversuche. 35 Jahre später fertigte er, der Mahler als Mensch und Künstler grenzenlos verehrte, die Kammerfassung der Gesellen-Lieder für den „Verein für musikalische Privataufführungen“ an. Die Uraufführung fand am 6. Februar 1920 im 43. Konzert des Vereins stattfand. Durch die reduzierte Fassung tritt vor allem das thematisch-motivische Gewebe der Komposition pointierter in den Vordergrund, ganz im Sinne von Schönbergs Anspruch an die „fast beispiellose Sachlichkeit“ und Ökonomie des Mahlerschen Klangbildes.
Erwin Schulhoff war ein großer Anhänger der Wiener Schule und interessierte sich für alle radikalen Richtungen der Avantgarde. Seine Suite für Kammerorchester stammt aus der gleichen Zeit wie Die glückliche Hand. Das expressive Werk in einer Symbiose aus neoklassizistischer Anlage und subversiven Jazz-Rhythmen erlebte seine Uraufführung 1922 in Berlin.


Program

Arnold Schönberg
Kammersymphonie No. 1 E-Dur op. 9 (1907)                    

Die glückliche Hand  Drama mit Musik in einem Akt op. 18 (1913/1924)        
Transkription für Bariton, drei Sprecherinnen/Sängerinnen, drei Sprecher/Sänger und Kammerensemble von Eberhard Kloke (2021)

Gustav Mahler
Lieder eines fahrenden Gesellen (1884)                    
Für Kammerensemble bearbeitet von Arnold Schönberg (1919)

Erwin Schulhoff
Suite für Kammerorchester (1921)                                                                      
I Ragtime, II Valse Boston, III Tango, IV Shimmy, V Step, VI Jazz


Bisherige Konzertauftritte

  • 20. Juli 2024 Stiftung Mozarteum, Großer Saal - anlässlich der Eröffnung der Salzburger Festspiele
  • 3. Oktober 2024 Toscana Congress Gmunden

Das Konzert am 3. Oktober 2024 war ein culture project der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 in Kooperation mit den Salzkammergut Festwochen Gmunden

Mit freundlicher Unterstützung durch:

           


"Eine großartige Inszenierung in speziell hochkarätig konzertanter Form." (Christine Grubauer - Volksblatt, 04.10.2024)